Es ist erst 8 Uhr und doch habe ich bereits die Wäsche gewaschen, mir ein kleines, nicht allzu aufwendiges Frühstück gemacht und war mit dem Hund draußen. In meiner Ehe musste immer alles am Punkt sein, so wie er es wollte und wann er es wollte, ansonsten wurde er wütend, und das war das Letzte, was ich erreichen wollte. Der Hund, den er nie befürwortet hätte, hilft mir nun wieder etwas Normalität in mein Leben zu bekommen, etwas dass nichts mit Magie und Zauberei zu tun hat. Es wurde ein kleiner, süßer Mischlingshund aus dem städtischen Tierheim mit dem Namen Taco, den ich trotz der kurzen gemeinsamen Zeit schon sehr in mein Herz geschlossen habe.
Es wäre nun an der Zeit mich fertig zu machen, um dann in die Arbeit, ein kleiner Teilzeitjob im Ministerium - nichts Aufregendes - zu gehen, jedoch hat eine kleine Kiste in einem der unausgepackten Kartons meine Aufmerksamkeit gefesselt. Es ist noch nicht lange her, seitdem ich meinen Mann verlassen hatte, gut zwei Wochen um genau zu sein, weshalb ich noch nicht dazugekommen bin, alles auszuräumen.
Ich knie mich vor den Karton und beglückwünsche mich in Gedanken für den Kauf des Teppichs, der so weich ist dass ich das Gefühl habe auf Wolken zu sitzen. Meine Hände greifen, gänzlich meiner Kontrolle entzogen nach der Kiste, die für mich wie eine Schatztruhe fungierte. Kurz überlege ich sie wieder zur Seite zu stellen, denn noch fühle ich mich nicht sicher vor meinem Mann, oder bald Ex-Mann, jedoch kann ich mich nicht dazu überwinden sie wieder weg zu legen.
Mit einem leisen Seufzen, dass aus der Tiefe meiner Kehle entstammt, öffne ich die kleine Kiste, indem ich einmal beinahe zärtlich mit meinem Zauberstab aus Buchenholz über den Deckel streiche. Mit einem leisen beinahe unhörbaren Schnappen springt das Schloss auf, ein paar Staubflocken sind daraufhin in der Luft und kitzeln meine Nase, sodass ich niesen muss. Mein Herz schlägt schneller, da ich natürlich weiß was ich vor ihm über all die Jahre versteckt hatte. Mein einziger Schatz und doch weiß ich heute nicht einmal, ob es ihr gut geht und wo sie gerade ist - meine beste Freundin.
Wehmütig greife ich in die Kiste und nehme ein kleines Band heraus, indem unsere Initialen geflochten sind - A&A. In einem Anflug von Sentimentalität drücke ich das Bändchen an meine Brust und schließe die Augen, als könnte ich dadurch Kontakt zu meiner "auserwählten Schwester", wie ich sie damals immer genannt hatte, aufnehmen. Nach einigen Sekunden, die mir wie Stunden vorkommen, lege ich das kostbare Gut wieder zurück in die Kiste um dann, gut zwischen etlichen Briefen versteckt, ein Foto von uns beiden heraus zu ziehen. Lange verweilen meine blauen Augen auf dem Bild und ich kann spüren, wie sich etwas in meiner Kehle immer mehr zusammen schnürt, so als würde etwas darin stecken dass mir die Luft zu atmen nimmt. So viele Jahre ist es her, dass wir uns kennen lernten und so lange schon sind wir uns nicht mehr gegenüber gestanden sodass ich mir nicht mal mehr sicher bin sie auf der Straße wieder zu erkennen.
Obwohl mich der Anblick einstiger Zeiten so traurig stimmt dass sich kleine Tränen in meinen Augenwinkeln sammeln, so muss ich zeitgleich auch etwas lächeln, wenn auch kaum sichtbar. Ich kann mich noch gut an den ersten gemeinsamen Tränkeunterricht erinnern, wo wir aufgefordert wurden, gemeinsam diesen für uns sehr schwierigen Trank zu brauen. Sie eine Ravenclaw und sicherlich klüger noch als ihr Ruf und ich eine Hufflepuff, denen alle nachgesagt wurden wir hätten nichts im Kopf. Dass unser Trank gelungen ist hatten alle ihrem cleveren Geist zugeschrieben. Ich muss beinahe Lachen wenn ich an die verdutzten Gesichter denke nachdem wir ein Ohnegleichen für den Trank bekamen. Nach diesem Tag konnte uns nichts mehr trennen, bis auf die Nachtruhe in den verschiedenen Türmen des Schlosses. Wir sind zusammen durch Dick und Dünn gegangen, haben uns gegenseitig getröstet wenn uns ein Junge gehänselt und später sitzen gelassen hatte und standen stets - sie öfter als ich - für einander ein.
Der Abschluss, und die darauf folgende Trennung aufgrund verschiedener Universitäten war wohl unser Verhängnis. Wir versuchten uns regelmäßig zu treffen doch unsere verschiedenen Studienpläne und die Prüfungen machten uns schnell einen Strich durch die Rechnung. Dann versuchten wir es mit Briefen, doch fehlte uns wohl einfach die Zeit um ausführlich über unser Leben zu berichten und so verlor sich unsere Freundschaft im Sande. Es war eine schreckliche Zeit für mich, war sie doch eine Schwester für mich. Ich vermisste sie so sehr, dass ich beinahe in Depressionen verfiel und nur ganz knapp meinen Universitätsabschluss schaffte, danach folgte eine Pleite nach der Anderen. Ich fand keinen vernünftigen Job und drohte immer mehr abzurutschen, bis ich Henry kennen lernte. Er schien mir der Ritter in strahlender Rüstung - er war charmant und witzig und zog mich alleine mit seinem Willen aus meinem Loch voller Selbstmitleid - jedoch entpuppte er sich sehr schnell als genau das Gegenteil eines Prinzen. Zu Beginn der Beziehung hatte er sich bei meiner Familie, die alle Muggel sind, eingeschleimt sodass kaum einer bemerken konnte, was für ein egomanischer Kontrollfreak er doch war. Wir trafen uns immer seltener mit seinen Freunden, zumindest zu zweit nicht, und auch der Kontakt zu meiner Familie nahm immer mehr ab. Der Höhepunkt meines Lebens, was rückblickend mehr als nur trostlos in meinen Augen erscheint, war mein Hochzeitstag. Ich war über beide Ohren in meinen Henry verliebt und wollte die gut gemeinte Warnung meiner Mutter, es sei zu früh, nicht wahrhaben. Die Feier war ein rauschendes Fest, voll Gelächter, guter Laune, gutem Essen und reichlich Alkohol, jedoch holte mich schon bald der triste Alltag ein. Henry verschloss sich immer mehr, schrieb mir immer mehr vor was ich zu tun hatte, und nachdem ich mich nicht mehr gemeldet hatte ließe auch meine Studienfreunde von mir ab. Anstatt glücklich verheiratet zu sein führte ich vom Tag des Ring Ansteckens ein Leben als Putzfrau und Blitzableiter für die Launen meines Mannes.
// es sei bitte zu beachten, dass eine 3 jährige Pause existiert XD
Ich hoffe trotzdem, dass mein Stil euch zusagt <3
Erschrocken über etwas Warmes, dass meine Wange hinab läuft werde ich -Merlin sei Dank - aus meinen Gedanken gerissen. Ich muss ein paar Mal blinzeln um zu sehen, wo ich mich befinde und zu realisieren, dass nicht jeden Moment ein vor Wut schnaubender Ehemann durch die Türe getrampelt kommt um mich anzuschreien, sein Hemd wäre zu steif gebügelt und ich wäre ein nutzloser Haufen Mist. Vor Erleichterung perlen noch ein paar Tränen aus den Augenwinkeln über meine Wange und tropfen schließlich auf das Bild, dass ich immer noch in meinen Händen halte.
Nein, diese Zeiten sind nun endlich vorbei.
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